XXII Hindernisse
Der
Hinterhalt traf Ciaran unvorbereitet. Ein wenig lag es sicher auch daran, dass
er erschöpft und müde war und jeder einzelne Knochen in ihm zu schmerzen
schien. Der Nachmittag war einschläfernd warm gewesen und schon seit Stunden
hatte er kein menschliches Wesen mehr gesehen. Den Mantel hatte er weggepackt.
Gegner erwartete er nur hinter sich. Ein einzelner Reisender sollte nichts zu
befürchten haben, dachte er. Als der
Reiter vor ihm sein Pferd aus den Büschen lenkte, wollte er nur routinemäßig
zur Seite ausweichen. Der andere jedoch hob die Hand. „Halt!“ befahl er hart.
Seine linke Hand lag am Schwertheft. Ciaran betrachtete ihn genauer. Der Reiter
trug Gearaids Farben. Etwas an seiner Kleidung und seiner ganzen Haltung, legte
den Verdacht nahe, dass er zu einer Art Garde gehören musste.
Ciaran
hielt seinen Fuchs an. Der ausgeruhte Dunkelbraune des Mannes sah nicht aus, als habe er schon
einen längeren Verfolgungsritt hinter sich.
„Was wünscht Ihr?“ fragte er höflich. Nur der Sicherheit halber nahm er
die Zügel in die linke Hand, um gegebenenfalls mit der Rechten schneller an
sein Schwert zu kommen.
Der
andere musterte ihn ausführlich von unten bis oben. „Ein schönes Pferd“, sagte
er. „Ein bemerkenswertes Schwert, und dazu noch ein teurer Ring. – Andererseits
genug Schrammen und Beulen für einen Tavernenschläger, und die Kleidung
allenfalls Mittelstand.“ Er nickte. „Das dürfte Beweis genug sein. Ergib dich!“
„Beweis
wofür?“, erkundigte Ciaran sich ruhig. „Dass Eannas keine Provinz ist, die ein
Reisender unbehelligt durchqueren kann? Da stimme ich Euch in der Tat zu. Aber
ich weiß mich zu verteidigen.“ Er legte die Hand auf das Schwertheft.
„Noch
eine Bewegung, und es könnte deine letzte sein“, entgegnete der andere kalt. Er
gab einen Wink, und drei Bogenschützen
traten aus den Büschen hervor. Ihnen folgten zwei weitere Männer, die die
Pferde führten, aber selbst die Hand an der Waffe hatten.
„Auf
dem Gebiet welcher Lordschaft befinde
ich mich gerade?“ wollte Ciaran wissen.
„Die
Hand von der Waffe“, sagte der andere. Es schien klüger zu tun, was er wollte.
„Ich
wüsste dennoch gerne, was mir vorgeworfen wird“, beharrte Ciaran. „Ihr alle
tragt die Farben von Eannas, daher gehe ich davon aus, dass Ihr keine Banditen
seid!“
„Wir
nicht“, sagte der Anführer der Gruppe grimmig. „Aber wir wissen sehr gut, was
es bedeutet, wenn sich hier verdächtige Fremde herumtreiben.“
Ciaran war verwundert. „Ihr glaubt, ich sei ein Verbrecher?“
„Du
wirst in Serinim wegen Diebstahls und Unterstützung der Rebellen zur
Rechenschaft gezogen werden“, sagte der andere lakonisch.
Serinim
– das war ein Name der Ciaran hoffen ließ. „Ihr tragt nicht die Farben von
Serinim“, sagte er.
„Vielleicht
bist du wirklich fremd“, entgegnete der andere, „oder verstellst dich gut. Nur
die Männer der Lords selbst tragen ihre Farben, alle anderen regulären Truppen
haben die Farben von Eannas.“
„Aber
Ihr steht zu Lord Serinim?“
Der
andere betrachtete ihn misstrauisch. „Was soll das heißen?“
„Nichts“,
sagte Ciaran. „Ich bin wie gesagt fremd und neugierig, mehr zu erfahren. Wie
loyal steht Ihr zu Lord Serinim?“
Der
Mann lachte auf. Dann wurde sein Blick noch härter. „Das dürfte wohl der
plumpeste Versuch sein, den Wilgos bisher gemacht hat. Wer du auch bist und wer
immer dich auch schickt. Der Galgen wartet schon auf dich.“ Die Blicke der
anderen waren auch feindselig geworden.
„Ich bestehe darauf, Lord Serinim selbst zu sprechen“, erklärte Ciaran.
„Wir sind miteinander bekannt.“
Der
andere zögerte wieder. „Lord Serinim ist nicht hier.“
„Ich weiß. Er war in Escail. Doch vermute ich, dass er dort nicht mehr
lange bleiben wird.“
„Ich
sehe keinen Grund, Euch zu trauen.“ Dennoch gebrauchte er jetzt die höflichere
Anrede.
„Ich
verstehe“, sagte Ciaran. „Ich bin einverstanden, dass Ihr Sicherheitsmaßnahmen
ergreift. Wenn Ihr darauf besteht, so fesselt mich. Doch rate ich Euch
dringend, Lord Serinim auf der Stelle zu verständigen! Dies ist wichtig.“
„Sagt mir Euren Namen!“
„Nein“,
sagte Ciaran entschieden. „Sagt ihm nur, der Ritter mit dem grünen Ring lasse
zu ihm schicken.“
„Nun
gut“, gab der Anführer der Bewaffneten nach. „Ihr behaltet Euer Schwert, aber
lasst Euch die Hände fesseln und einer meiner Männer führt Euer Pferd.“
„Einverstanden“,
nickte Ciaran. Er fragte sich, wie es um die Loyalitäten dieser Männer wirklich
stand. Besonders sobald Nachrichten aus Escail kamen. Vielleicht kamen auch die
Nachrichten vor dem Lord. Was dann? Wenigstens ritten sie weiter in die
Richtung, in die er ohnehin wollte, weg von Escaile und tiefer in den Wald.
Er hätte
sich den Kopf gar nicht erst über seine Lage zerbrechen müssen. Als sie etwa
eine Stunde unterwegs waren, schrie der Mann, der Doitean führte, plötzlich
auf, ließ die Zügel fallen und fasste an seinen linken Arm, aus dem der Schaft
eines Pfeiles ragte. Alle griffen nach ihren Schwertern, als weitere Pfeile
trafen. Einer streifte den Hals des Fuchses und er stieg laut wiehernd, bevor
er losgaloppierte. Ciaran, dessen Hände auf den Rücken gefesselt waren, hielt
sich nur mit Mühe im Sattel und kämpfte immer noch um seine Balance, als ihn ein Ast streifte,
der ihn endgültig den Halt verlieren ließ. Der Sturz war nicht schlimm und das
Pferd blieb kurz darauf stehen, als er es anrief.
Er kam
auf die Knie und erhaschte einen Blick auf die Kampfszene hinter sich. Die
Angreifer waren deutlich schlechter bewaffnet und trainiert aber in der
Überzahl. Zwei der Männer Serinims waren gefallen, aber der Anführer und die
beiden anderen würden entkommen, wie es schien. Sie waren noch zu Pferd und
kurz davor, von dem Kampf losbrechen zu können. Er wollte aufstehen, aber eine
Stimme hinter ihm befahl: „Bleib, wo du bist.“ Er fühlte spitzes Metall in
seinem Nacken.
Wieder
blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Doitean, der Fremde zwar
nicht mochte, aber ungern aus der Nähe seines Reiters wich, kam mit
vorgestreckten Ohren langsam näher.
„Und
wer seid Ihr?“ fragte Ciaran mit leichter Resignation in der Stimme den
Unbekannten hinter ihm.
„Maul
halten“, war die einzige Antwort, die er bekam.
Währenddessen
war Serinims noch lebenden drei Männern die Flucht gelungen. Die Leichen der
anderen wurden gefleddert, ihre Pferde eingefangen und ein paar Männer der
siegreichen Gruppe kamen in Richtung Ciarans. Sie sahen nicht gerade
vertrauenserweckend aus. Die Kleidung war meistenteils schlecht geflickt und
auch sonst wirkten die Angreifer nicht sehr gepflegt.
„Langsam“,
sagte die Stimme hinter ihm. „Der Fuchs scheut, wenn ihr alle auf einmal
anmarschiert und es wäre schade, den zu verlieren.“ Daraufhin blieben alle bis
auf einen stehen. Dieser näherte sich vorsichtig, bis er Doiteans Zügel
ergreifen konnte. „Was ist mit dem da?“ fragte er dann. Der Fuchs beachtete ihn
nicht weiter, er war nur an seinem Reiter interessiert, den er jetzt vor sich
hatte.
„Ich
bin mir nicht ganz sicher“, sagte der hinter Ciaran Stehende. „Sie hatten ihn
gefesselt, aber das muss nicht viel heißen. Und er trägt immer noch sein
Schwert.“
„Wer
bist du?“ wollte einer aus der Gruppe wissen, die jetzt näher kam.
„Ein
Ritter aus Dalinie“, antwortete Ciaran. Es schien nicht erfolgversprechend hier
den Regententitel zu nennen oder gar von Alandas zu sprechen.
„Die sind doch einer wie der andere“, rief einer der Männer mit Hass in den
Augen. „Mach ein Ende.“
„Richtig“,
stimmte ein anderer zu. „Wer solche Reichtümer spazieren trägt, kann nicht
ehrlich an sie gekommen sein.“ Er spuckte vor Ciaran aus und trat mit dem Fuß
gegen die Schwertscheide.
Irgendwie
traf das den Ritter mehr, als sei er selbst getreten worden. Er wollte den Kopf
heben, um dem anderen in die Augen zu sehen, doch sofort bohrte sich die
metallene Spitze tiefer in seine Haut. „Dieses Schwert ist heilig“, sagte er
also nur. „Rührt es nicht an.“
Durch das allgemeine Gelächter, fragte der Feindseligste: „Wir sind wohl
nicht gut genug dafür, was?“
„Das
ist niemand“, sagte Ciaran leise. „Weder ich noch sonst jemand. Doch mir wurde
es gegeben.“
„Und
was soll daran so besonders sein?“, fragte der hinter ihm Stehende kalt.
„Es ist
aus Alandas“, sagte Ciaran. „Das Schwert eines Ritters des Königs.“
Eine
kurze Stille folgte. Er machte sich keine Hoffnung, dass sie es glauben würden.
Er hätte es vorgezogen, all das überhaupt nicht zu sagen. Aber dieser Tritt
gegen das Schwert war ihm erschienen wie ein Tritt gegen alles, wofür es stand.
„Es
wäre Serinims Leuten schon zuzutrauen, dass sie ...“ begann jemand zögernd,
aber seine Worte gingen in lautem Johlen unter.
„Du
solltest dir etwas Besseres einfallen lassen“, sagte der Anführer der Gruppe
verächtlich. „Hältst du uns für so primitiv? Wir mögen es nicht, wenn hohe
Herren Scherze mit uns treiben.“
„Dann lasst es genug sein, dass ich aus Dalinie komme und nach Ruandor will
und lasst mich gehen.“
Der
Anführer lachte wieder. „Gehen? Vielleicht. Aber das Pferd, das Schwert und
alles andere bleiben hier.“
„Das Pferd“,
Ciaran zögerte. „Ich kann ohne das Pferd weiter. Aber das Schwert hat keinen
Wert für Euch und für den Ring stehe ich ein
mit meinem Leben.“
„Ring?“
fragte der Anführer.
„Großer
grüner Stein und Gold“, antwortete der Mann hinter Ciaran.
„Ich
sage immer noch, bringt ihn gleich um die Ecke“, beharrte der Hasserfüllte.
„Vielleicht
sollten wir abwarten, was Rudin sagt“, entgegnete der Anführer, „er kennt sich
besser aus mit diesen Angelegenheiten. Vielleicht ist der da jemand ein
Lösegeld wert. Töten können wir ihn immer noch, wenn es nötig ist.“
„Rudin
von Orthai?“ fragte Ciaran, der den Namen wiedererkannte. Das war vielleicht
die Lösung. Rudin erkannte vielleicht das Siegel von Abhaileon wieder.
Vielleicht hatte sein Vater, es ihn gelehrt wie. „Mactirs Sohn?“
„Genau
der“, antwortete der Anführer.
„Er kann das hier vielleicht wirklich entscheiden“, sagte Ciaran. „Bringt
mich zu ihm!“
Der
Anführer nickte wortlos, was Ciaran nicht sehen konnte. „Keine Befehle von
dir!“ sagte der Mann hinter dem Ritter. Das spitze Metallstück wurde aus
Ciarans Nacken genommen und dann musste ihn ein Schlag getroffen haben, denn
ihm wurde schwarz vor Augen.
Diesmal
war es die rechte Seite des Kopfes, die mehr schmerzte. Auch als das
Bewusstsein zunahm, konnte er nichts sehen. Aber er fühlte die Bewegung eines
Pferdes unter sich. Seine Hände waren vermutlich an den Sattelknauf gefesselt,
die Beine unter dem Bauch des Tieres hinweg zusammen gebunden. An seiner Seite
fehlte ein vertrautes Gewicht. Aber der Druck des Ringes am Finger war noch da.
Wie im Kerker von Escail. Das hieß, dass nichts ganz verloren war. Das war
keine frische Luft an seinem Gesicht. Sie mussten ihm irgendetwas über den Kopf
gezogen haben, vermutlich damit er nicht sah, wohin sie unterwegs waren. War es
schon Nacht? Selbst unter einem Sack hätte er sonst etwas sehen sollen. Um ihn
nur leise Huftritte und noch leiseres Quietschen und Klirren von
Sattelgeschirr. Dann ein Eulenschrei. Es war wohl wirklich Nacht. „Doitean?“
flüsterte er.
Sofort antworteten ein leises Wiehern und ein gezischter Befehl: „Halt das
Vieh ruhig!“
Jemand
bemerkte. „Er scheint wach zu werden.“
Ein
anderer fluchte leise und dann musste ein neuerlicher Schlag gekommen sein.
Jedenfalls war es Tag, als er wieder erwachte,
und er lag auf dem Boden einer Art Hütte aus verflochtenen Ästen und Zweigen.
Er versuchte sich auf die Seite zu rollen, es ging nicht. Er lauschte eine
Weile, in der Nähe schienen Menschen zu sein. Draußen vor dieser Hütte. „Wo bin
ich?“ fragte er laut, aber es kam keine Antwort. Ihm wurde noch etwas klar. Man
hatte ihm alle Kleider genommen. Nur gut, dass das Wetter schon recht warm war.
Er rief lauter. Es dauerte eine Weile, aber schließlich kam jemand herein. Er
erkannte den Anführer der Gruppe wieder. Er sagte: „Du brauchtest lange, um
aufzuwachen. Wir befürchteten schon, der letzte Schlag sei zu hart gewesen.“
„Dafür
habt ihr nichts dem Zufall überlassen. Ich kann kein Glied rühren.“
Der
Mann zuckte die Achseln: „Wir können kein Risiko eingehen.“
„Wann
kommt Rudin?“
„Er
wird schon kommen.“
„Warum
ließt ihr mir den Ring?“
Der
Mann verzog den Mund. „Es sah so aus, als sei er nicht von deinem Finger zu
bekommen, ohne dir unumkehrbaren Schaden zuzufügen. Wir warten Rudins
Entscheidung ab.“
„Und
hier begreift niemand, wofür das Siegel steht?“
„Wofür
soll es denn stehen?“
„Ihr
glaubt es mir ohnehin nicht: Es ist der Regentenring Abhaileons.“
Der
andere lachte wieder. „Gestern war es noch Ritter des Königs.“
„Das
auch“, antwortete Ciaran resigniert. „Wisst Ihr, selbst im Kerker von Escail
hatte ich mehr Bewegungsfreiheit.“
„Du
hast ein Talent zum Geschichtenerzählen. – Die Regeln hier sind einfach:
Verhalte dich still, dann bekommst du Wasser und Nahrung. Sei dankbar, dass du
lebst. Vielleicht ist es nicht mehr lange.“
„Das ist
meine geringste Sorge“, begann Ciaran. Doch der andere verließ ihn ohne ein
weiteres Wort.
So
vergingen weitere zwei Tage. Fast die ganze Zeit war er an die Pflöcke am Boden
gefesselt; an ein Verlassen der Hütte war nicht zu denken. Er fühlte die Verzweiflung in sich langsam
anwachsen. Und da war die bittere
Ironie, dass er der erbitterten
Feindschaft in Escail so leicht entkommen war, während ihn hier etwas fast wie
Gleichgültigkeit gefangen hielt. Wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass
er immer noch den Ring trug, er wusste nicht, ob er die Hoffnung bewahrt hätte.
Es war auch so schwierig genug. Dann am Morgen des dritten Tages geschah das
schon fast nicht mehr Erhoffte.
Rudin
war fünfundzwanzig Jahre alt. Er erinnerte sich noch an seinen Großvater und
die Zeit vor dessen Ermordung. Er war sich stets bewusst gewesen, dass es kein
Zurück zu dieser Zeit geben konnte. Nur eines Tages hatte er die alltäglichen
Demütigungen, denen die Familie ausgesetzt war, nicht mehr ertragen können. Er
hatte die Gerüchte gehört, dass es Rebellen gegen Gearaid gebe, auch wenn
niemand Genaues sagen konnte. Ohne mit jemandem darüber zu sprechen, war er
eines Nachts davongeschlichen. Er irrte lange durch die Wälder und weniger
besiedelten Gegenden, einem Gerücht nach dem andern folgend und nach mehreren
Monaten Suche war er auf die ersten gestoßen. Weit im Süden und Westen der
Provinz. Es war ein armseliger Haufe gewesen, als er dort ankam. Rebellen? Ein
verschüchterter Haufen von Flüchtlingen, der am Rand der Existenz
dahinvegetierte.
Er
hatte schnell die Leitung übernommen. Nach und nach waren sie auf weitere
Grüppchen gestoßen, nach und nach waren sie besser organisiert worden. Nach und
nach wurden sie wirklich zu Aufständischen. Sie blieben vorsichtig, aber sie lernten
zuzuschlagen. Leider waren sie nie an die großen Gegner herangekommen. Und als
es ganz allmählich auch unter den Lords von Eannas von gären begann, waren die
ersten behutsamen Kontaktierungsversuche in Rudin auf einen Verhandlungspartner
gestoßen, den alle anerkennen konnten. Leider war dabei sein Name mit
durchgesickert, und die Lage seines Vaters hatte sich verschärft.
Doch
jetzt schienen die Zeichen mehr als günstig. Es waren Aufsehen erregende
Nachrichten, mit denen er zurückkehrte. Er hatte seinen Begleitern befohlen,
nichts zu verraten, bevor er selbst sprechen würde. Aber angesichts der
Neuigkeiten, die sie brachten, bezweifelte er, dass sie es ganz befolgen
würden.
Raomhain,
sein Stellvertreter, empfing ihn schon vor dem Lager. „Wir machten uns
allmählich Sorgen um dich! Du hättest schon vorgestern zurück sein sollen!“
„Mein
Vater hat endlich Vernunft angenommen und ist untergetaucht“, erklärte Rudin.
Er schulterte seine Satteltasche, sein Reittier wurde bereits weggeführt. „Ich
habe ihm geholfen. Ganz aus dem Hintergrund. Besser wenn wir uns noch nicht
wieder begegnen. Aber sie sind jetzt alle sicher.“ Sie gingen in das Lager
hinein. „Wie ist es hier gelaufen?“
„Wir
haben uns eine Patrouille Serinims vorgenommen, wie geplant. Leider haben wir nur
zwei erwischt und einen Gefangenen, den sie dabei hatten. Er verlangt dich zu
sehen.“
„Das
wird er früh genug. Ein Neuer also. Taugt er etwas?“ Er erwiderte die Grüße,
die von allen Seiten kamen.
Raomhain
blickte verlegen. „Er, nun. das war kein gewöhnlicher Gefangener, sondern so
einer von den Herren. Er behauptete aus Dalinie zu sein. Sie hatten ihm das
Schwert nicht abgenommen. Also war er auch kein richtiger Gefangener.“
„Wer
ist er also?“ fragte Rudin gelangweilt. In Gedanken feilte er an seiner Rede.
Er musste es ihnen klar vor Augen führen, welche Gelegenheit sich hier bot.
Einige von ihnen würden es nicht sehen sonst.
„Er
will nicht mit der Sprache heraus. Stattdessen macht er die wildesten
Behauptungen. Einmal ist er ein Ritter des Königs, einmal der Regent von
Abhaileon ...“
Rudin
war stehen geblieben. Er war blass geworden unter seinem dunklen Vollbart.
„Ritt er einen Fuchs? Hatte er ein smaragdbesetztes Schwert und einen Ring mit
grünem Stein?“
„Ja, genau“, sagte Raomhain verwundert. „Du weißt also, wer das ist?“
„Ich
befürchte ja“, sagte Rudin langsam. „Ich hoffe, ihr habt ihn gut
untergebracht!“ Er wollte jetzt noch nicht anfangen, über die wichtigsten Ereignisse zu sprechen, nicht bevor alle
versammelt waren. „Um nur eines zu nennen, er hat meiner Familie gegen Renad
beigestanden.“
„Nun
ja. Das konnten wir ja nicht wissen.“ Raomhain berichtete. Rudins
Gesichtsausdruck versteinerte immer mehr. „Ihr habt was?“ flüsterte er
schließlich nach einigen Sätzen. Raomhain war noch nicht zu Ende und wollte
weiter sprechen. „Ihr habt was?“ rief Rudin schneidender. „Gebt ihm sofort
alles zurück, was sein Eigentum ist und dann fangt an zu beten, das etwas die
Katastrophe verhindert, die ihr heraufbeschworen habt.“
„Katastrophe?“
Raomhain begriff nichts.
„Du
wirst bald verstehen“, sagte Rudin grimmig. „Sofort, sagte ich. Lauf!“ Er
selbst rannte zu der ihm genannten Hütte. Er holte einmal tief Luft, bevor er
die Tür öffnete. Es war so schlimm, wie er befürchtet hatte.
„Ich
bitte um Vergebung“, sagte er hastig, während er das Messer zog und sich
hinkniete, um die Fesseln aufzuschneiden. „Euch wurde großes Unrecht getan.“
Der Dolch war scharf, die Arbeit war schnell getan. Er riss seinen Mantel von
den Schultern und reichte ihn dem Fremden. Er berührte den schmutzigen Verband
an dessen linker Seite kurz mit Fingerspitzen. „Geht das auch auf das Konto
meiner Leute?“ fragte er mit gesenktem Kopf und gepresster Stimme.
Ciaran
setzte sich auf und begann, seine Gelenke zu reiben. „Nein. Das nicht. Obwohl
es Zeit ist, diesen Verband loszuwerden. Wie er aussieht, dürfte er inzwischen
mehr schaden als zu nützen. - Rudin, vermute ich?“
„Ja“,
Rudins Stimme war belegt, „und Euer Name ist Fírin? Ich sah meine Schwester
kurz. Was sie von Euch erzählte ...“ Er schluckte. „Entschuldigt mich einen
Augenblick!“
Er
stand auf und stürzte wieder nach draußen. Ein paar Männer standen neugierig in
der Nähe. „Bringt Waschwasser! Verbandszeug! Auf der Stelle! Und alles andere!
Wo bleibt Raomhain, verdammt noch mal!“ Seine Stimme hallte durch das sonst so
stille Lager.
Er
duckte sich wieder hinein, kniete wieder bei dem Ritter nieder, der dort noch
saß. „Das ist alles ...“ Er suchte nach Worten.
„...
höchst unglücklich verlaufen?“ schlug Ciaran vor.
„Höchst
unglücklich“, bestätigte Rudin. „Ihr seid
der Regent?“
„Euer
Vater schien überzeugt genug.“
„Orthai
hat Euch Treue geschworen. Der Eid gilt auch für mich. Ich schwöre, dass auch
ich Euch in allem zur Verfügung stehen werde. Wenn es irgendetwas gibt, das ich
tun kann?“
„Ich bin nicht ganz reisebereit, wie Ihr seht.“
„Raomhain
muss jeden Augenblick hier sein. Es wird Euch alles zurückerstattet werden. Ihr
erhaltet jede Genugtuung, die ich leisten kann. Nur ...“
Er
sprang wieder auf und riss die Tür auf. „Raomhain!!“ Um die Hütte sammelte sich
allmählich eine Schar von Neugierigen. „Wo bleibt das Wasser?“ bellte er in
ihre Richtung.
Dann
sah er Raomhain endlich kommen. Er lief ihm entgegen, nahm ihm einen Teil der
Gegenstände ab. „Ist das alles?“ verlangte er.
„Nein,
da ist noch das Schwert und ein paar Sachen aus den Satteltaschen. Was ist denn
in dich gefahren?“
Rudin
nahm ihm an der Tür auch noch die letzten Gegenstände ab. „Besorge sofort alles
andere! Sofort!“
Er
stolperte wieder hinein und legte die Kleidung und anderen Gegenstände
sorgfältig ab. Die blauen Augen des fremden Ritters studierten ihn unterdessen
eingehend. Er sagte kein Wort, was Rudin sehr beunruhigte. Währenddessen trafen
auch das Wasser und andere Utensilien ein. „Euer Schwert kommt sofort!“
versicherte Rudin.
Ciaran
nickte. „Vielleicht solltet Ihr dort draußen ein paar Dinge erklären?“ schlug
er vor.
„Ja.
Ja, das sollte ich. Wenn Ihr nicht ...
Ich wollte sowieso einiges Wichtige bekannt geben. Es sei denn ...“
„Geht jetzt“, sagte Ciaran. „Ich werde nach draußen kommen.“
„Wie
Ihr befehlt“, Rudin verbeugte sich und hastete wieder nach draußen.
Inzwischen
war fast das gesamte Lager dort versammelt. Er winkte allen, noch näher zu
kommen. Dann begann er zu erzählen, was sich vor vier Tagen in Escaile
zugetragen hatte. Als er die Schilderung der Nacht des Vulkanausbruchs beendet
hatte, erschien Raomhain endlich mit dem Schwert. Rudin unterbrach sich sofort.
„Nennst du das schnell?“ schalt er ärgerlich. „Hast du wenigstens zugehört, was
geschehen ist?“
„Deswegen dauerte es ja länger“, murrte Raomhain. „Ich habe nur ein paar
Kleinigkeiten verpasst.“
„Dürfte
ich jetzt mein Schwert zurückhaben?“ sagte eine ruhige befehlsgewohnte Stimme
hinter ihnen.
Rudin
riss den Schwertgürtel aus Raomhains Händen und drehte sich schnell herum. Der
Ritter hatte sich die Zeit genommen, sich zu rasieren. Er sah noch immer etwas
mitgenommen aus, aber die Autorität in seiner ganzen Haltung war unverkennbar.
Vielleicht nicht für Raomhain, dachte Rudin bitter, als er die wenigen Schritte
zur Tür der Hütte zurücklegte und niederkniete. „Regent“, sagte er und bot dem
Ritter sein Schwert.
Ciaran
blickte ihn kurz schweigend an, dann dankte er mit einem Nicken und nahm die
Waffe an sich. Immer noch ohne Wort, schnallte er den Schwertgürtel um.
Rudin
war sich unsicher, wie er sich verhalten sollte. Peinlich fing nicht an, diese
ganze Situation zu beschreiben. Und da standen sie noch alle verständnislos
herum. Raomhain kratzte sich verwundert am Kopf. Rudin drehte sich halb zu
ihnen herum, erhob sich auf ein Knie. Es wäre effektiver gewesen aufzustehen,
aber er wagte es nicht. Sie waren kompromittiert genug durch das, was geschehen
war. „Falls ihr es immer noch nicht begriffen habt“, verkündete er mit
schwankender aber lauter Stimme. „Dies hier ist der Ritter, wegen dem Gearaids
Burg in Trümmern liegt. Der, auf dessen Wort hin der Vulkan ausbrach. Ciaran
von Firin, Regent von Abhaileon und Ritter des Königs selbst.“
Es
dauerte selbst dann noch, bis das Begreifen durchsickerte. Raomhain sah sich
noch immer hilflos um, als die ersten hinter ihm schon anfingen niederzuknien.
Rudin blickte auf, als Ciaran seine Schulter berührte. „Wir sollten
miteinander sprechen. Erhebt Euch!“
„Was
wird nun mit uns geschehen?“ fragte Rudin leise und gebrochen, ohne sich zu
rühren. „Was hier passiert ist, war ein Frevel.“
Der
Ritter berührte leicht sein Schwertheft. „In gewissem Sinne war es das. Doch
dies hier ist ein dunkles Land, in dem dunkle Dinge geschehen. Die Absicht
Eurer Männer war weder gut noch böse, nur den Umständen entsprechend. Sorgt
Euch nicht. Euch wird kein Übel geschehen.“ Er nahm eine Hand Rudins und dieser
ließ sich nach oben ziehen. „Wir müssen über ein paar Dinge sprechen, bevor ich
Euch verlasse. Doch vielleicht ...“ Er lächelte flüchtig, „kann ich zuerst nach
meinem Pferd sehen? Ich bin ein wenig um es besorgt. Der Fuchs ist ein
Geschenk, dessen Wert nicht in Geld zu messen ist, aber manchmal etwas
schwierig. Orla von Fuacht würde es mir wohl sehr übel nehmen, wenn ich mich
nicht gut um ihn kümmere.“
„Euer
Pferd“, sagte Rudin verwirrt. „Sicher. Ganz, wie Ihr wünscht.“ Er ging einen
Schritt rückwärts, bevor er sich umdrehte. Raomhain hatte tatsächlich doch noch
den Weg auf seine Knie gefunden, obwohl er immer noch verständnislos aussah.
„Was ist mit dem Pferd des Regenten?“ fragte Rudin mit angestrengter Geduld.
„Vielleicht
solltet Ihr Euren Leuten vorschlagen, aufzustehen“, bemerkte Ciaran.
„Ihr
habt es gehört“, sagte Rudin mit einer ungeduldigen Handbewegung, „Steht auf!“
Dann
wandte er sich Raomhain zu. „Was ist nun mit dem Pferd? Habt ihr es ähnlich
behandelt wie seinen Reiter?“
„Das
lag nicht an uns!“ verteidigte Raomhain sich im Aufstehen. „Zuerst hat es sich
aufgeführt wie ein Teufel und dann hat es kein Futter mehr angerührt.“
„Es sind nur knapp drei Tage“, sagte Ciaran. Da war eine kaum wahrnehmbare
Note von Anspannung oder Zorn in seiner Stimme jetzt. „Der Fuchs ist stark –
oder habt Ihr ihn töten lassen?“
„Natürlich
nicht“, sagte Raomhain. „wir wollten ihn noch teuer verkaufen!“
Es
stellte sich heraus, dass der Hengst in einem engen Verschlag untergebracht
war. „Wartet“, befahl Ciaran in einigem Abstand davon und ging allein dorthin.
Die Beine des Fuchses waren zusammengebunden, wohl um zu verhindern, dass er
sich verletzte bei seinen zornigen Versuchen sich zu wehren. Futter und Wasser
waren vorhanden aber nicht angerührt. Mit gesenktem Kopf und zitternd stand er
da.
„Doitean?“
sagte Ciaran leise, als er die Tür öffnete. Der Hengst bewegte ein wenig die
Ohren aber zitterte weiter. Behutsam löste Ciaran seine Fesseln und begann ihn
zu bürsten und zu streicheln. „Das wird wieder, mein Freund“, flüsterte er ihm
zu. Dann sprach er weiter beruhigend auf ihn ein.
Nach
etwa einer Viertelstunde hob Doitean langsam den Kopf und wieherte sehr leise,
vorsichtig stieß er Ciaran an, dann senkte er die Nase in den Wassereimer und
begann zu trinken. Als er nach einer halben Stunde herausgeführt werden konnte,
drängte er sich dicht an seinen Reiter.
Rudin
wartete noch immer mit Raomhain. Letzterem warf Ciaran einen zornigen Blick zu.
„Sollte Orla hiervon je hören, wird er vermutlich den weiten Weg von Fuacht
nicht scheuen, um Euch etwas über die Behandlung von edlen Pferden
beizubringen“, sagte er.
„Ich habe ein Essen richten lassen, Herr“, sagte Rudin. „Dabei könnten wir
sprechen.“
„Der
Hengst ist empfindlich“, sagte Ciaran, „und noch vollkommen traumatisiert. Wir
werden im Freien essen müssen, damit ich bei ihm bleiben kann.“
„Ganz
wie Ihr befehlt“, versicherte Rudin. Er warf Raomhain einen vernichtenden Blick
zu.
Sie
sprachen, während Doitean zu grasen begann. Er hielt sich ganz in Ciarans Nähe.
Manchmal hob er den Kopf mit geblähten Nüstern und begann wieder etwas zu
zittern, ließ sich dann aber schnell beruhigen. Ciaran fand etwas Hafer für ihn
in seinen Satteltaschen, deren Inhalt inzwischen wieder vervollständigt worden
war. „Er ist wie ein Kind“, sagte er zu Rudin hin, während er den Hafer
verfütterte, „und nur Freundlichkeit gewöhnt. Während des Vulkanausbruchs auf
Escail ist er vollkommen Fremden gefolgt. Er stand friedlich wie ein Lamm neben
Lord Berais, als ich ihn erreichte.“
„Es tut
mir mehr als leid, was hier geschehen ist.“ Rudin war ehrlich niedergeschlagen.
„Lord Berais, sagtet Ihr? Es hieß immer, er halte sich zu Lassalle.“
„Genau
darüber müssen wir sprechen. Einige der Lords von Eannas haben mir Treue
versprochen. Andere würden es jederzeit tun, hatten jedoch keine Gelegenheit
unter dem Umständen.“
„Wer war es außer Berais? Rieken von Lesick? Ich würde vermuten, dass er
sofort zu Euch stünde.“
Ciaran
schüttelte den Kopf. „Arnim von Lassalle. Ingvar von Rensdal. Otho von
Serinim.“
„Alles
Lassalles Leute“, sagte Rudin und schüttelte den Kopf. „Was auch immer sie
damit bezweckten, Ihr solltet ihnen nicht trauen. Lassalle insbesondere. Er ist
absolut skrupellos. Ich weiß, dass es Gerüchte gibt, er habe sich damals für
meinen Großvater eingesetzt, aber das stimmt nicht. Er hat das nur ausgenutzt,
um seine Machtbasis zu erweitern. Serinim ist seitdem auf seine Seite
gedriftet. Nicht dass der sonst für viel taugte: er hat meinem Vater nie
geholfen. Und Rensdal,“ er lachte trocken. „das dürfte der kaltblütigste
Verbrecher in Eannas nach Lassalle selbst sein. Berais ist da noch der
Harmloseste, aber auch der ist schon über Leichen genug gegangen. Glaubt mir,
Herr, die ändern sich nicht über eine Nacht. Nicht einmal über eine solche wie
die des Vulkanausbruchs.“
„Für
alles, was vor jener Nacht geschehen ist, gilt meine Amnestie“, erklärte Ciaran
fest.
„Herr,
mit Verlaub, aber diese Amnestie war ein Fehler – und sicherlich der einzige
Grund für ihre Eide. So billig werden sie nie wieder davon kommen“, sagte Rudin
zornig. „Wenn Ihr wüsstet, was jeder einzelne von ihnen getan hat!“
Ciaran
drehte sich zu ihm um und maß ihn mit einem kühlen Blick. „Ihr habt erklärt,
mir Treue zu schulden. Ihr werdet mit ihnen kooperieren, wenn sie mit Euch in
Verbindung treten.“
„Ich werde es tun“, sagte Rudin widerwillig. „Doch nur mit großen
Vorbehalten.“
„So wie
Ihr die Geschichte jener Nacht erzähltet“, sagte Ciaran. „erbebte die Erde,
Escails Mauern brachen ein und ich trat in Glanz und Herrlichkeit hervor, ohne
dass man mich halten konnte. Das war nicht so. Die Tür meines Verlieses brach
bei dem Beben auf, aber ich irrte durch die langen Gänge da unten, bis Lord
Lassalle mich fand. Er führte mich durch die Gänge, die Lord Serinim gesichert
hatte nach oben. Dort versorgten diese beiden meine Wunden, während Lord
Rensdals Rolle eine Art Mischung aus Wachoffizier und Dienstbote war. Sie alle
sind entschlossen, ihr mir gegebenes Wort zu halten.“
„Ganz wie Ihr meint“, sagte Rudin ohne Überzeugung. „Warum sollten sie mit
mir sprechen wollen?“
„Soweit
ich es verstehe, weil sich der ganze Süden von Eannas gegen Gearaid erheben
wird. Lord Lassalle wird keine kriegerischen Akte hinter der Frontlinie
wünschen.“
Rudin
pfiff durch die Zähne. „Vielleicht kann ich meine Leute wirklich von einem
Waffenstillstand überzeugen, wenn es dafür Gearaid, Wilgos und Renad an den
Kragen geht.“
„Mehr
verlange ich nicht“, sagte Ciaran. „Ich bin mir sicher, alles Weitere wird sich
ergeben.
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