Donnerstag, 8. September 2011

Kapitel 26.2


Jagdhörner klangen auf. Sein Gesicht erhellte sich plötzlich wieder ganz. „Da sind sie endlich! Ich fürchtete schon, mir würde die Überraschung verdorben, weil wir doch schon mit dem Essen anfangen müssen. Dann hätte sie es erfahren. So lange werden die anderen sicherlich nicht schweigen. Kommt, setzen wir uns wieder. Sie soll es nicht gleich sehen! Und sprechen wir über Belangloseres.“ Er überlegte hastig. „Das ist es! Was ist aus den Pferden geworden, die Orla aus Imreach mitnahm? Habt Ihr Resultate seiner Zucht gesehen?“
Ciaran lächelte, immer noch etwas unsicher und auch etwas verwirrt. Er fragte sich, um was es jetzt ging. „Das habe ich. Und das Schönste davon steht gerade in Euren Ställen ...“
Sie unterhielten sich über die Pferde aus Fuacht, bis sie schnelle Schritte hörten und die Tür mit Schwung geöffnet wurde. Eine Frau mit lachenden blauen Augen und mit langen blonden Haaren, die zu einem lockeren Zopf geflochten waren, der schon etwas zerzaust wirkte kam herein. Sie trug Reithosen und einen eleganten aber blut- und erdbefleckten Überwurf. In ihrem Gürtel steckte ein langer Dolch. Sie roch nach Wald, Blut und Pferden. Erst auf den zweiten Blick sah Ciaran, dass sie nicht mehr ganz so jung war, wie er zuerst gedacht hatte.

„Wir haben ihn erwischt, Ludovik!“ verkündete sie zur Begrüßung. „Bereust du jetzt, dass du nicht mitgekommen bist? Und kann ich deine Tochter vielleicht gegen meine eintauschen? Wir beide haben entschieden mehr Spaß zusammen, als es bei Amaris und mir der Fall ist.“ Dann bemerkte sie Ciaran. „Oh!“ sagte sie entschuldigend. „War das der Grund, dass ich sofort zu dir kommen sollte? Ein Gast?“ Sie verbeugte sich leicht, aber höflich. „Willkommen auf Ruandor, auch wenn ich leider nicht Gastgeberin hier bin.“
„Das ist Herr Ciaran von Firin“, stellte Ludovik vor. „Er kommt aus Dalinie.“
„Ah!“ rief die blonde Frau erfreut. „Endlich Nachricht von meinen Pferden, vermute ich dann. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Ich fragte mich nachträglich, ob Lord Orla auch unter die Zauberer gegangen ist, als er mit ihnen abgereist war. Ich wollte sie eigentlich nicht hergeben.“
„Und das“, fuhr Ludovik mit der Vorstellung fort, „ist meine Schwester Halis. Man sieht es ihr derzeit nicht ganz an, aber sie ist die Fürstin von Imreach.
Halis lachte, als Ciaran aufstand und sich höflich verbeugte. „Euren Pferden geht es ausgezeichnet, soweit ich weiß. Fuacht könnte Euch demnächst vielleicht Konkurrenz machen, nach dem, was ich gesehen habe.“

Die Fürstin war amüsiert. „Das scheint nur so“, sagte sie. „Das Wüstenblut verliert sich schnell, in nur wenigen Generationen. Aber es freut mich, dass Lord Orla Erfolg hat. Nehmt es nicht zu ernst, was ich vorhin sagte. Er hat teuer für seinen Kauf gezahlt, und er sei ihm von Herzen gegönnt.“
Ciaran konnte das Lächeln auch nicht mehr zurückhalten. „Ihr könnt einen Blick auf das werfen, was ihm damit gelungen ist. Mein Fuchs, der jetzt dort unten in den Ställen steht, stammt aus Fuacht. Lord Orla ist sicherlich neugierig, Eure Meinung über ihn zu hören.“
Ludovik räusperte sich. „Halis, vielleicht solltest du ein wenig genauer auf diesen Ritter sehen, bevor du jetzt in die Ställe eilst.“
Sie runzelte ein wenig die Stirn. „Ich bin mir sicher, dass wir uns noch nicht begegnet sind. Und ich kenne so gut wie niemanden in Dalinie. Um was handelt es sich, Herr Ciaran?“
Ludovik schüttelte den Kopf. „Ich hätte gedacht, du würdest es sehen. Aber mir ging es zunächst ähnlich. Ich sah nicht, was mir vor Augen war, weil ich nicht mehr wirklich hoffte, es zu sehen. Dies ist der Regent von Abhaileon, und er trägt das Schwert Colins von Donnacht.“
„Ein Scherz?“ fragte Halis vorsichtig.
„Die Wahrheit“, sagte Ciaran zurückhaltend.
„Ihr kommt aus Alandas?“ Sie war immer noch ungläubig.
„Mein erster Impuls war, ihn für ein paar Tage in den Kerker werfen zu lassen für diese Anmaßung“, gestand Ludovik etwas zerknirscht. „Aber er hat mir großherzig verziehen.“

Die Fürstin von Imreach stand nur da und blickte Ciaran an. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen und ihre Lippen bewegten sich wortlos. Dann, nach langem Schweigen, kniete sie langsam nieder. „Imreach dient dem König“, sagte sie mit nicht ganz klarer Stimme. Bitte, nehmt meinen Dienst und mein Schwert an.“ Ein leiser Schluchzer entrang sich ihr. „Warum habt Ihr so lange gewartet? Ich habe Euer Kommen so ersehnt.“
Ciaran ging zu ihr. „Nicht nur Ihr“, sagte er leise, ließ sich auf ein Knie wieder und ergriff ihre Hände. „Ich habe auch Tränen darüber vergossen, bevor es unerwartet Wahrheit wurde.“
Sie versuchte zu lächeln. Aber die Tränen begannen noch stärker zu fließen. „Es war oft so schrecklich. Besonders als ich jung war. Warum nur erst jetzt?“ Sie ließ die Stirn an seine Schulter fallen.“
„Es war oft schlimm“, sagte er leise. „Aber das Schlimmste liegt noch vor uns, und wir werden hindurch gehen.“
Sie nickte an seiner Schulter  und hob langsam wieder den Kopf. „Ihr  habt auch Tränen in den Augen“, sagte sie dann erstaunt.
„Es ist nichts“, antwortete er.
„Es ist nichts“, stimmte sie zu und lächelte ein wenig. „Unsere Augen tränen nur ein wenig von dem Licht, das sie nicht gewohnt sind und das schon jetzt in dieses Dunkel scheint.“
„Das ist wohl so“, sagte Ciaran.
Sie beugte sich über seine Hand und küsste den Siegelring. „Regent“, sagte sie einfach und es brauchte keine weiteren Worte oder Schwüre. Sie standen gemeinsam auf und ließen einander erst dann los.

„Ich sollte mich vor dem Essen noch Umziehen“, sagte Halis entschlossen und verließ sie.
„Das solltet Ihr auch“, bemerkte Ludovik zu Ciaran. Er rief einen Diener herbei und ließ den Ritter zu seinen Räumen führen.
Ciaran musste nicht in seinen Satteltaschen suchen. Es war Besseres für ihn bereitgelegt worden. Er bedauerte, für das erste keine Zeit für ein richtiges Bad zu haben. Das war sehr lange her. Doch hatte er gute Hoffnung, das in Ruandor ändern zu können. Einen Augenblick lang studierte er sein Bild im Spiegel. Die Strapazen hatten ihre Spuren hinterlassen, doch die etwas längeren Haare konnten so bleiben. Die Zeit in der Garde war wohl endgültig vorüber. Vielleicht half es gegenüber Estohar, wenn sein Äußeres sich etwas änderte. Wahrscheinlich eher nicht.

Bis er zum Essen geholt wurde, schien bereits die ganze Burg zu wissen, wer er war. Er lernte die Fürstin von Ruandor kennen. Silvis war eine gut aussehende Frau in mittleren Jahren. Aber Halis überstrahlte sie. Sie hatte ihre jetzt ordentlich geflochtenen Haare zu einem Kranz aufgesteckt und trug ein Kleid aus dunkelblauer Seide. Die Tochter Ludoviks war siebzehn und trug ihre leicht gelockten blonden Haare in einem Zopf. Statt eines Kleides trug sie eine Kombination mit weit geschnittenen Hosen. Sie und Alrik, der zwölfjährige rotschopfige Sohn des Fürsten betrachteten den Regenten mit unverhohlener Neugier. Ciaran begegnete sowohl Ildika als auch Alrik auffällig zufällig später auf den Fluren, wo sie sich äußerst bereitwillig ansprechen ließen und fast sofort mit der Frage herausplatzten, ob sie einmal sein Schwert betrachten dürften. Beide erklärten ihm, dass ihr Vater sie aufgefordert habe, ihn nicht darauf anzusprechen, aber vielleicht ... Ciaran gab ihnen freundlich alle Auskünfte, die sie wollten und versprach, sie nicht zu verraten.

„Eure Tochter ist nicht hier?“ erkundigte er sich bei Fürstin Halis, als sie am späteren Nachmittag zusammensaßen. Ciaran hatte bis dahin Gelegenheit gefunden, das lang ersehnte Bad zu nehmen
„Nein“, sagte Halis mit einem Seufzen, „Amaris ist dabei, sich zu verheiraten. Sie ist sechzehn und kann es kaum abwarten. Sie wird warten müssen bis nach diesem Krieg, vermute ich. - Manchmal frage ich mich, ob sie wirklich meine Tochter ist. Immerhin sie versteht, dass die Belange Abhaileons vorgehen.“
„Halis wollte überhaupt nicht heiraten“, verriet Ludovik. „Als Vater es verfügte, hatte sie vor, dem unglücklichen Julian das Leben zur Hölle zu machen, soweit ich weiß. Aber dann überlegte sie es sich zum Glück noch.“
„Das lag daran, dass er ganz anders war, als ich dachte“, lachte Halis. „Ich denke manchmal sogar, er war das Zweitbeste, was mir passieren konnte.“
„Warum nur das Zweitbeste?“ fragte Ciaran belustigt.
„Was das Beste ist, dürftet Ihr ja wissen“, antwortete Halis. „Meine größte Sehnsucht war immer, eines dieser Schwerter führen zu dürfen, wie Ihr eines tragt.“
„Ich kann Euch nicht widersprechen“, antwortete Ciaran. „Seit ich das erste Mal von Colin hörte, hatte ich nie einen sehnlicheren Wunsch.“
„Vielleicht verstandet Ihr mich daher so gut, vorhin ...“

„Herr Ciaran hat die Fähigkeit, anderen ins Herz zu sehen“, bemerkte ihr Bruder, „und dann handelt er nach dem, was er dort sieht, statt nach den äußeren Umständen. Und offensichtlich erwachen die Dinge, die er dort sieht, zum Leben, gleich wie verkümmert sie waren.“
Ciaran sah ihn fast vorwurfsvoll an: „ Fürst Ludovik, ich sehe auch nicht mehr als andere Menschen.“
„Das mag sein“, entgegnete der Fürst. „Ich sagte ja im Grunde nur, dass Ihr das, was Ihr seht, anders wertet, und damit gelingt es Euch, das jeweils Beste hervorzuholen.“
„Durchaus nicht immer“, versicherte Ciaran. Die Erfahrung mit Rudins Leuten stand ihm noch allzu klar im Gedächtnis.
„Bemerkenswert oft, jedenfalls.“ Ludovik wollte nicht nachgeben. „Warte nur, Halis, bis du hörst, was er alles getan hat. Wollt Ihr nicht anfangen, es noch einmal zu erzählen. Eure Kurzfassung heute Mittag ließ doch noch ein paar Fragen offen.“
„Sicherlich“, sagte Ciaran, „es sind ja viele wichtige Nachrichten dabei. Doch zuvor hätte ich gerne noch Klarheit darüber, wie weit Eure Vorbereitungen sind, in den Norden zu kommen.
Ludovik lächelte. „Wir können in wenigen Tagen aufbrechen. Alle Befehle, die zu geben waren, sind erteilt.“
„Wir brechen auf, sobald meine Truppen aus Imreach angekommen sind. Das wird bald der Fall sein“, bestätigte Fürstin Halis.
„Wir können gerne die Details besprechen“, versicherte Fürst Ludovik, „doch ich würde vorschlagen, dass es nicht heute geschehen muss. Ich möchte mehr von Euch hören.“ Sein Lächeln wurde tiefer und er verbeugte sich leicht im Sessel. „Mein Regent.“
„Und von Alandas!“ betonte Halis. „Das vor allen Dingen.“

„Ich sollte wohl mit dem vergangenen Jahr beginnen“, begann Ciaran. „Zur Zeit des Herbstfestes erhielt Estohar eine geheime Botschaft. Es war, wie sich herausstellen sollte, der Abend, an dem Lord Donnacha einen Regierungssturz geplant hatte ...“ Er wurde nicht unterbrochen, bis er berichtete: „Eines Nachmittags kam eine Gruppe von Männern aus Carraig zurück. Mit ihnen kam Patris Erendar, der sich schon seit längerer Zeit unter dem Namen Pat bei Restacs Leuten aufhielt. Er hatte sofort einen Verdacht gegen mich, und, wie ich es einschätze, dauerte es keine fünf Minuten, bis er sich sicher war, wer ich in Wirklichkeit war.“
Halis seufzte. „Damit fing es bei ihm damals an. Die Wahr-Sagerei. Es heißt, er war sehr gut darin, bevor er anfing, sich dunkleren Dingen zuzuwenden.“
„Ich glaube nicht, dass es so etwas war“, meinte Ciaran. „Er war nur sehr gut informiert über die Verhältnisse in der Hauptstadt.“
Die Fürstin schüttelte den Kopf  „Glaubt mir, dazu kenne ich ihn zu gut. Für die einfachste Variante genügte ihm ein Lagerfeuer. Oder war da kein Feuer?“
„Doch“, gab Ciaran zu. „Dennoch, es schien reine Logik zu sein. Und ich begriff ja auch, wer er war. Obwohl ich nur vage Gerüchte über ihn kannte.“
„Dann hatte er es wahrscheinlich darauf angelegt, dass Ihr es erraten konntet. Ihr solltet ihn da nicht unterschätzen. – Hätte er es nur bei diesen Dingen gelassen! Julian warnte ihn mehrmals, es bleiben zu lassen. Es war wie in den Wind gerufen.“
„Er ist entfernt verwandt mit dem Fürstenhaus von Imreach“, warf Ludovik ein. „Für Fürst Julian war er so eine Art Onkel. Darum sah man lange über das, was er tat, hinweg.“ Er schüttelte den Kopf. „Das war ein großer Fehler.“
„Der Schock war letztendlich um so heilsamer“, sagte Halis grimmig.  „Wenn auch teuer bezahlt. Jedenfalls hat Erendar eine Spur des Unheils hinterlassen, bevor er verschwand. Ich hatte sehr gehofft, er habe diese Welt verlassen.“
„Er ist nicht glücklich bei all dem“, sagte Ciaran einfach, „und er versuchte, mich davor zu bewahren, ähnliche Fehler zu begehen.“ Fürstin Halis wollte es nicht wirklich glauben. Sie schüttelte immer wieder den Kopf, als Ciaran von den weiteren Ereignissen berichtete. Fürst Ludovik saß nur da, ließ den Blick nicht von Ciaran und strich immer wieder langsam über seinen Bart. Er sah nachdenklich aus.

Ciaran ging über das, was in Alandas geschehen war, relativ schnell hinweg. Es gab da Dinge, über die er nur ungern sprechen wollte und andere, über die er nicht sprechen durfte. Doch damit stieß er auf Protest.
Er erklärte seine Vorbehalte, aber der Fürst von Ruandor hob abwehrend die Hände. „Ich hoffe, Ihr denkt nicht von mir, ich würde mir anmaßen, Euch zu Indiskretionen drängen zu wollen, Regent.“ Er verbeugte sich sogar wieder leicht in seinem Sessel, mit der Hand auf dem Herzen. „Doch bitte versteht, wie sehr wir ersehnen, mehr von Fürst Ríochan zu hören.“
„Mharig hat einiges über ihn geschrieben“, ergänzte die Fürstin. „Doch es ließ auch viele Fragen offen, und Ihr habt ihn selbst gesehen. Und einen Teil von Alandas. Bitte, erweist uns diese Güte!“
„Fragt, was immer Ihr wollt“, antwortete Ciaran. „Über diese Dinge werde ich gerne alle Auskünfte erteilen. Doch bitte, erweist mir nicht zuviel der Ehre. Ich bin nur ...“
„... der rechtmäßige Herrscher über Abhaileon und Gesandte des Königs selbst?“ erkundigte Fürst Ludovik sich mit einem Lächeln.
„Das bin ich“, bestätigte Ciaran, „auf dem Weg hierher habe ich es oft genug betont, dort wo Alandas und dem König selbst die gehörige Achtung verweigert wurden. Doch hier ist dies nicht der Fall. In der Öffentlichkeit wird es nötig sein, alle Formen einzuhalten. Dennoch, gleichzeitig bin ich nur ein junger Mann aus den Wäldern Dalinies, der sein Leben lang von Dingen geträumt hat, die vollkommen unerreichbar waren. Ich wollte sein wie Colin von Donnacht.“
Fürstin Halis lachte. „Und ich wie Elianna von Saldyr. Eine große Heerführerin und Kämpferin.“
Fürst Ludovik lächelte. „Ich erinnere mich gut an einen jungen Mann, der hoffte, es einmal Mharig nachzutun, und an der Seite eines Colin von Donnacht Abhaileon zu retten. – Darf ich Eure Worte als Freundschaftsangebot sehen, ... Ciaran?“
„Wenn Ihr den Regenten dabei vergessen wollt und an der Freundschaft des Sohnes eines Schmieds interessiert seid, Fürst?“
„Ludovik“, korrigierte der Fürst sanft. „Ein Träumer, der gerne wie Mharig den Weg nach Arda gesucht hätte, statt seinen Pflichten nachzukommen. Er wäre hingerissen, diese Freundschaft zu haben.“
Halis lächelte schelmisch. „Vater klagte oft, warum er mit uns gestraft worden sei.“
„Es hinderte ihn nicht, seinen Willen durchzusetzen.“ Ludovik seufzte. „Ich hätte wirklich lieber nach Arda gesucht. – Doch wir sprachen von Fürst Ríochan?“

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie dieses Thema wieder verließen und Ciaran mit dem Bericht über seinen Weg durch die Provinzen fortfahren konnte. Sein Glas war leer und er wollte sich nachschenken. Sofort wollte Ludovik ihm zuvorkommen. Ciaran warf ihm einen kurzen Blick zu. Der Fürst lächelte und lehnte sich wieder zurück.
Halis war die erste, die wieder sprach, als der Ritter seinen Bericht beendet hatte. „Es ist sehr schwer zu glauben, was dort in Eannas geschehen sein soll. Lassalle hat keinen guten Ruf. Und damit beziehe ich mich nicht auf die alte Geschichte in Corrugh.“
„Lassalle – das ist auch für mich ein Brocken, an dem ich zu schlucken habe“, sagte der Fürst. „Doch noch unlieber ist mir, zu hören, dass Rensdal auf einer Seite mit mir stehen soll. Wisst Ihr, dass ich nie Frieden an dieser Grenze hatte?“
„Ich hörte von Grenzstreitigkeiten“, sagte Ciaran vorsichtig. „Und ich war Zeuge Eurer Auseinandersetzung in Croinathír.“
„Das war kurz, nachdem dieser Verbrecher Bruaga geraubt hatte. Es war eine Unverschämtheit sondergleichen von Gearaid gerade ihn zu der Versammlung zu schicken, nachdem er schon meine vorherigen Proteste ignoriert hatte. – Sie ließen mir nur die Möglichkeit, einen Krieg zu beginnen und spekulierten darauf, dass ich das vermeiden würde.“ Er ballte zornig die Hände zu  Fäusten.
„Was hat es mit Bruaga auf sich?“ fragte Ciaran nach.
„Goldminen“, sagte Ludovik, „und andere Bodenschätze. Das ganze bisher kaum ausgebeutet. Es bestand nie die Notwendigkeit. Und alles bildschön. Vor Urzeiten kam es durch eine Mitgift von Rensdal nach Elifa in Ruandor. Rensdal hat es ausgenutzt, dass wir es nie für nötig hielten, es ausreichend zu sichern. Er hat es in einem Handstreich an sich gebracht, war aber vorsichtig genug, dafür zu sorgen, dass es keine Toten dabei gab.“
„Und was sagte der Rat dazu?“
„Worte“, sagte Ludovik knapp und immer noch zornig. „Doch ohne jeden Nachdruck dahinter. Wir sollten das friedlich regeln.“
„Ich bedauere wirklich sehr“, sagte Ciaran. „Aber die Amnestie ist garantiert. Wenn Rensdal mit Lassalle gegen Gearaid steht, ist daran nichts zu ändern.“
„Ich bin mir dessen bewusst.“ Der Fürst blickte grimmig. „Nichtsdestotrotz kommt mir die Galle hoch bei dem Gedanken. Sprechen wir lieber von anderem.“

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